Leise klappern die Stricknadeln, geschickt bewegen sich die Finger, die das Garn halten und fröhlich sind die Un-terhaltungen in dem gemütlich eingerichteten Raum in der Kirchgasse 2 in Edermünde. Einmal im Monat findet der Stricktreff im Strickwerk 34 von Katja Stein statt, damit das Handwerk nicht ausstirbt.
„Ich habe das Stricken von meiner Oma gelernt. Die hab ich oft strickend im Sessel gesehen und so kam mir auch die Idee, das Handwerk zu würdigen. Denn die Großmütter, die ihr Können weitergeben, sterben aus“, erzählt Katja Stein, die in diesem Frühjahr ihr Strickwerk 34 in ihrem 300 Jahre alten Fachwerkhaus, das als erste Schule im Ort genutzt wurde, eröffnet hat. Dienstags, donnerstags und samstags hat ihr Geschäft geöffnet, einmal im Monat findet ihr Stricktreff statt und sie gibt Strick-Kurse über die Volkshochschule. „Die Nachfrage, Stricken zu lernen, ist sehr hoch. Meine Teilnehmer der Kurse über die VHS waren bislang – aber nicht ausschließlich – weiblich und die Jüngste ist 18 Jahre alt, die Älteste 76. Auch sie wollte das Handwerk noch einmal lernen.“ Viele, die im Kurs waren, kommen anschließend zu den Stricktreffs – beispielsweise, wenn sie bei einem Projekt alleine nicht weiterwissen. Im Treff hilft man sich, tauscht sich über die neuesten Trends aus und strickt bei netten Gesprächen.
Stricken verbindet, denn: „Ein Paar selbstgestrickte Socken hat doch jeder gern!“
Dass Stricken nicht mehr nur Großmüttern vorbehalten ist, merkt man auch daran, dass in den sozialen Netzwerken viele Trends, Anregungen und Designs geteilt werden. Besonders bei Instagram oder in Facebook-Gruppen werden Tipps und Handgriffe ausgetauscht. „Ohne Online-Shop und Social Media kommt man nicht mehr mit“, sagt Katja Stein. Über die Kreativ-Plattform Etsy hat die 49-Jährige schon vergangenes Jahr Handgefärbtes vertrieben.
„An einem Paar Socken stricke ich ungefähr 14 Stunden und verbrauche 100 Gramm Wolle.“ Das Sockenstricken ist die Königsdisziplin. Von O bis O, also von Oktober bis Ostern sei die Stricksaison, denn gerade in der kalten, ungemütlichen Jahreszeit greife man am ehesten zur Stricknadel. „Wobei eine richtige Strickerin das ganze Jahr über strickt.“
Kreativität (und manchmal auch Geduld) braucht es, um ausgefallene Stücke zu fertigen. Doch mit verschiedenen Farben und den vielen Mustern sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Längst sind die Strickwaren nicht mehr nur in wollweiß oder in Naturtönen gefertigt: je ausgefallener die Wolle, desto bunter das fertige Stück. Gerade das Thema Nachhaltigkeit ist bei der Arbeit mit dem Naturprodukt Wolle gefragt. Auf chemische Farbe möchten viele verzichten. Ein Thema, welches daher auch Katja Stein aufgegriffen hat. In ihrer kleinen Wollmanufaktur färbt sie Wolle selbst.
60 bis 90 Kilogramm Wolle bestellt sie dafür von einem Familienbetrieb in England und färbt mit Farbpigmenten die Wolle je nach Trend in der Werkstatt ihres Geschäfts ein. „Viele deutsche Schäfer werfen die Wolle ihrer Schafe lieber weg, weil sich die Arbeit für den Gewinn nicht lohne. Aufgrund des Brexits muss ich schauen, wie sich zukünftige Lieferungen und die Zollgebühren verhalten. Einige Händler sind deswegen schon nach Holland abgewandert und die Holländer sind, was den Trend Stricken angeht, neben den Skandinaviern vorne mit dabei. Viele Trends kommen von dort.“
Und die neuesten Strickanleitungen werden gerne bei den Stricktreffs im Strickwerk 34 besprochen und eifrig nachgestrickt. Dank Katja Stein wird die Handwerktradition Stricken bewahrt und weitergeführt. Mehr unter: www.strickwerk34.de